Sprache und Denken gehören zusammen. Die Gebärdensprache ist ein visuelles Sprachsystem und eröffnet die Möglichkeit, das Denken zu erweitern und neue Perspektiven zu erkennen.
Wer gebärdet, denkt in Bildern. Das zu lernen, ist für viele hörende Menschen die grösste Herausforderung. Wer Gebärdensprache lernt, (in Deutschland DGS) lernt eine Grammatik und Gebärden, aber vor allem lernt er ein neues, ein visuelles Sprachsystem kennen. Zur Gebärdensprache gehören die Hände, die Arme, die Körperhaltung, die Mimik. Gebärdet wird in einem sogenannten „Gebärdenraum“ vor dem Körper. Dort bilden die Gebärden Vergangenheit und Zukunft ab und beschreiben Personen und Ereignisse. Wer gebärdet, baut ein Sprachbild auf. Und wer sich auf die Gebärdensprache einlässt, sieht die Welt mit anderen Augen.
Die Gebärdensprache ermöglicht gehörlosen und hörbehinderten Menschen den Zugang zur Sprache der Hörenden und damit zu gesellschaftlicher und kultureller Teilhabe. Die Gebärdensprache bringt gehörlosen Menschen das auditive Sprachsystem näher und unterstützt sie dabei, Inhalte in dieser für sie fremden Sprache zu begreifen. Wer eine Buchstabenfolge nicht mit Klang verbindet, muss sich jeden Begriff in der gesprochenen Sprache einzeln und mühsam aneignen; seine Aussprache, seine Bedeutung, seine grammatikalische Verwendung. Mit der Gebärdensprache hingegen werden Begriffe – ob geschrieben oder gesprochen – sichtbar und damit für gehörlose Menschen lebendig. Das gleichberechtigte Nebeneinander von Gebärdensprache und gesprochener beziehungsweise geschriebener Sprache ist die ideale Voraussetzung für gehörlose und hörbehinderte Menschen, Bildung zu erlangen und sich in der Kultur der Hörenden und der Kultur der Gehörlosen zu entfalten. Das ist Bilingualität!!!!